Die vollständige Version des Abschlussberichtes des Forschungsvorhaben "Bereitstellung einer Datenbank zum
Vorkommen von flüchtigen organischen Verbindungen in der Raumluft "
wird veröffentlicht als Publikation des Umweltbundesamtes unter: |
Gegenstand des Vorhabens war die Zusammenführung und Auswertung aktueller
VOC- Messdaten und Begleitinformationen aus anlassbezogenen Untersuchungen
von 19 Instituten, die in der Arbeitsgemeinschaft ökologischer
Forschungsinstitute (AGÖF) zusammengeschlossen sind.
Zunächst wurde das bei den Instituten der AGÖF vorhandene Datenmaterial
möglichst vollständig gesichtet und erfasst. Hierzu wurden umfangreiche
Fragebögen an alle Institute verschickt, die in den Bereichen der Probenahme,
Analytik oder Bewertung von VOC in Innenräumen tätig sind. Die Abfragen zielten
insbesondere auf die Erfassung und Dokumentation von Angaben zu Messwerten,
Qualitätskriterien und Merkmalen der Untersuchungsobjekte. Weiterhin wurden
allgemeine Angaben zu den Instituten erfragt.
Während der Datenerhebung wurde die Konzeption der Datenbank entwickelt und
ein Eingabe-Tool in Excel programmiert. Dieses Import-Tool stellte die zentrale
Schnittstelle für die Datenerfassung der einzelnen Datensätze aus den
verschiedenen Instituten in die zentrale Datenbank dar. Es hatte die Funktion,
die in ihrer Form sehr unterschiedlich vorliegenden Informationen einheitlich
zu erfassen, den Arbeitsaufwand dafür zu reduzieren und durch Minimierung der
Fehlermöglichkeiten bei der Dateneingabe eine hohe Datenqualität zu
gewährleisten.
Die erhobenen Zusatzinformationen dienen der Beschreibung des betrachteten
Kollektivs, der Gruppierung und Analyse von Einflussfaktoren sowie der
Vergleichbarkeit mit anderen Studien. Sie wurden vor dem Hintergrund ausgewählt,
dass möglichst einheitliche, vollständige und plau¬sible Angaben in die
Datenbank aufgenommen werden sollten.
Für die Auswahl der Daten wurden folgende Vorgaben festgelegt:
Die Eingabe der Daten erfolgte durch die beteiligten AGÖF-Institute. Alle
pro Institut zu erfassenden vollständigen Datensätze wurden systematisch
aufgenommen.
Nach Erhalt der Daten von den Instituten wurden sie mit Hilfe einer
entwickelten Software aus den Excel-Worksheets ausgelesen und zentral in
einer MS-Access-Datenbank erfasst.
Die Stoffliste umfasste nach dem Rücklauf der Daten von den Instituten 428
Einzelstoffe, Stoffgemische und Stoffsummen.
Insgesamt wurden 300.129 Messwerte in die Datenbank aufgenommen. Unter
Berücksichtigung der getroffenen Auswahlkriterien an die Zusatzinformationen
verblieben 294.221 Messwerte für die weitere Auswertung.
Insgesamt wurden 2462 verschiedene Räume untersucht. 102 Räume wurden mehrfach
beprobt.
Bei den Angaben zur Raumnutzung dominiert die Nennung Büroraum mit 967 Nennungen.
Es wurden insgesamt 211 verschiedene Bezeichnungen für die Raumnutzung angegeben.
Weitere häufige Nennungen waren Klassenraum (259), Wohnzimmer (235),
Schlafzimmer (233), Aufenthaltsraum (122) und Kinderzimmer (116).
Qualitätssichernde Maßnahmen aus den Bereichen: Probenahme, Probenaufarbeitung,
Analyse, Externe Qualitätssicherung wurden einzeln abgefragt und mit einem
Punktsystem bewertet, das zu einem Summenwert zusammengefasst die Qualität der
jeweiligen Untersuchungsmethode beschreibt.
Für die Beschreibung des Vorkommens der untersuchten VOC in Innenräumen wurden
verschiedene statistische Kennwerte verwendet. Da Mittelwerte bei Abweichungen
von der Normalverteilung alleine wenig aussagekräftig sind, wurden weitere
Lagemaße, wie Median, Perzentilwerte und Maxima für die Beschreibung der
Verteilung verwendet. Die Standardabweichung, als das gängige Streuungsmaß
bei Normalverteilungen, ist bei den vorliegenden Verteilungen ebenfalls wenig
aussagekräftig.
Die Tabellen zu den Kennwerten im Anhang zeigen die wichtigsten statistischen
Kenndaten für die 336 untersuchten relevanten Einzelverbindungen. Dies sind
die Größe der Stichprobe, die Anzahl der Messwerte oberhalb der Bestimmungsgrenze
(sowie % unterhalb der BG), die Maximalwerte, das arithmetische Mittel (AM) und
die Perzentilwerte 10, 25, 50, 75, 90, 95, 98.
70 % der Messwerte lagen unterhalb der BG. Dennoch wurden für einen Großteil
der Substanzen einzelne sehr hohe Messwerte im Milligramm/m³-Bereich ermittelt.
Formaldehyd und Toluol sind die einzigen Substanzen, die bei fast jeder der
Messungen oberhalb der BG ermittelt wurden.
Zu den Stoffen, die fast immer nachgewiesen wurden, das heißt bei über 95 %
der durchgeführten Messungen, gehören neben Formaldehyd und Toluol m,p-Xylol,
Acetaldehyd, Propanal und n-Hexanal. Aldehyde als quasi ubiquitäre
Innenraumbelastung nehmen damit eine Sonderstellung in Innenräumen ein, wobei
zu bedenken ist, dass das Datenkollektiv für die C1- bis C3-Aldehyde sehr
viel kleiner ist als für die übrigen Substanzen.
Zu den Substanzen, die in etwa 90 % der Räume gefunden wurden, gehören neben
den Terpenen alpha-Pinen und Limonen 1-Butanol, n-Pentanal, Aceton, Essigsäure,
n-Undecan, Ethylbenzol und 1,2,4-Trimethylbenzol.
In etwa 80 % der untersuchten Räume wurden n-Heptan, n-Decan, n-Dodecan, Benzol,
o-Xylol, 3-/4-Ethyltoluol, Diisopropylnaphthalin, n-Butanal, n-Octanal,
Methylethylketon, Ethylacetat, n-Butylacetat, Siloxan D5 oberhalb der BG
gemessen.
Die Bestimmungsgrenzen lagen in der Mehrzahl der Fälle bei 1 µg/m3.
An einigen Einzelstoffen und Stoffgruppen wurde die Veränderung der
Perzentilwerte mit dem Jahr der Messung verfolgt.
Der allgemein bekannte Trend der abnehmenden Toluolkonzentrationen mit der
Zeit lässt sich auch in dem relativ kurzen Messzeitraum von fünf Jahren klar
nachvollziehen.
1-Butanol verzeichnet in den letzten fünf Jahren einen deutlichen Anstieg der
Perzentilwerte.
alpha-Pinen hat im Messzeitraum deutlich abgenommen, dasselbe gilt auch für
den Terpenkohlenwasserstoff Limonen.
Hexanal hat in den oberen Perzentilbereichen nicht mehr deutlich zugenommen.
Was sich bei den Einzelstoffen andeutet, wird bei den Summenwerten weitgehend
bestätigt.
Es wurde der Versuch unternommen, den Einfluss verschiedener Messmethoden auf
die Messergebnisse abzubilden. Bei der Auswertung der Diagramme kann keine
durchgehende Tendenz zu höheren oder niedrigeren Mittelwerten, Medianen oder
Geometrischen Mittelwerten beim Vergleich von Thermodesorption und
Lösemitteldesorption erkannt werden. Die Werte schwanken für einzelne
herausgegriffene und zum Teil auch analytisch problematische Stoffe je nach
Desorptionsmethode um bis zu 35% in beide Richtungen.
Sicherlich ist ein direkter Vergleich der Messmethoden im Rahmen eines
Laborvergleichs in einer normierten Umgebung der bessere Weg, Abhängigkeiten
der Ergebnisse von den Messmethoden zu überprüfen.
Innerhalb des Beobachtungszeitraums hat der Anteil der Thermodesorption
gegenüber den Lösemittelmethoden deutlich zugenommen. DNPH-Methoden für
die Bestimmung von Carbonylverbindungen haben ihren Platz behaupten können,
da sie die einzigen zur Bestimmung auch der C1- bis C3-Alkenale geeigneten
Methoden sind.
Anhand der aufwändigen Erfassung von Qualitätsmerkmalen zu den einzelnen
Messmethoden wurden drei Qualitätsklassen von Datensätzen gebildet. Die
nachträgliche Untersuchung der Auswirkungen der QS-Klassen auf die Höhe der
Ergebnisse zeigt, dass sie selbst bei analytisch kritischen Substanzen gering
sind. So wichtig und sinnvoll der Nachweis der Qualität der Daten im Einzelfall
ist, so scheinen sich die Auswirkungen der Qualität der Daten bei statistischen
Auswertungen weitgehend zu kompensieren.
Die Variable "Zeit nach Renovierung oder Neubau" hat einen erheblichen
Einfluss auf die in den Innenräumen festgestellten VOC-Konzentrationen. Obwohl
keine echten Abklingkurven aus mehreren Messungen in einem Raum, sondern die
Perzentile aus vielen Einzelmessungen nach gewissen Zeitabständen nach
Renovierung aus ganz verschiedenen Räumen ausgewertet wurden, zeigt sich
ein differenziertes "Abklingverhalten", das je nach Art der
Schadstoffe ein verschiedenes Muster zeigt.
Anhand des Forschungsvorhabens ist es gelungen, Kenndaten zum Vorkommen eines
großen Schadstoffspektrums aus einem großen und gut beschriebenen Datenbestand
zu erzeugen.
Diese Daten wurden in ihrer Struktur und Zusammensetzung analysiert und
erste Zusammenhangsanalysen durchgeführt. Es werden Beispiele für weitere
mögliche Analysen vorgestellt, die im Rahmen dieses Forschungsvorhabens
nicht durchgeführt werden konnten.
Die Datenbasis bietet umfangreiche Auswertungsmöglichkeiten, die im Rahmen dieses
Vorhabens nur ansatzweise genutzt werden konnten. Das Vorhaben liefert in erster
Linie eine ausführliche Beschreibung der Datenbasis und statistische Kenndaten
für eine große Zahl untersuchter VOC. Lediglich einige Verknüpfungen der
Messergebnisse mit ausgewählten Gliederungsmerkmalen, wie zeitliche Trends,
Einflüsse von Messmethoden, der Qualität der Daten und dem Zeitpunkt nach
Renovierung konnten im Rahmen dieses Vorhabens untersucht werden.
Weitergehende statistische Auswertungen auf der Basis multivariater statistischer
Methoden, wie Faktorenanalyse und Clusteranalyse, wären wünschenswert, um die
Vielzahl an variablen Einflussfaktoren zu reduzieren.
Ebenso wären Korrelationsrechnungen und Verteilungstests bzw.
Verteilungsanpassungen und Berechnung von Konfidenzintervallen hilfreiche
Instrumente für die weitergehende Auswertung und Nutzung der Daten.
Gezielte Auswertungen für Teilstichproben können aufgrund der vorliegenden
Datenbankstruktur in Zukunft ohne großen Aufwand durchgeführt werden.
Beispiele hierfür wären:
Die bisherige Auswertung der Daten liefert wichtige Anhaltspunkte für die
zukünftige Dokumentation auswertungsrelevanter Gliederungsmerkmale.
Anhand der vorliegenden Ergebnisse kann eine Begrenzung auf relevante
Gliederungsmerkmale, Abstimmung der Begriffe und eine Vereinheitlichung bei
der Datenerhebung stattfinden. Dies würde in einigen Bereichen eine gezieltere
und differenziertere Auswertung ermöglichen. Hierzu gehört beispielsweise eine
eindeutige Klassifizierung der Anlässe sowie die einheitliche Dokumentation,
ob und wann bauliche Maßnahmen durchgeführt wurden.
Die mit diesem Vorhaben gemachten Erfahrungen und die entwickelte Struktur
für die Datenaufnahme ermöglichen eine Fortsetzung des Vorhabens und die
regelmäßige Aktualisierung der Daten.
© AGÖF Stand: 29.10.08