Weichmacher werden Kunststoffen zugemischt, um deren Verwendbarkeit und
Handhabbarkeit zu verbessern. Die am häufigsten eingesetzten Weichmacher
stammen aus der Gruppe der Phthalsäureester. Meistens handelt es sich
um Di-2-(ethylhexyl)-phthalat (DEHP), Di-n-Butylphthalat (DBP),
Butylbenzylphthalat (BBP) und Diethylphthlat. DEHP stellt den wichtigsten
Weichmacher auf Phthalsäurebasis dar.
Die Hauptmenge (ca. 95 %) an DEHP wird als Weichmacher für PVC eingesetzt.
Weich-PVC-Produkte können bis zu 60 % DEHP enthalten, Anwendungen als
Beschichtung sogar noch mehr.
Da die Weichmacher nicht fest in die Kunststoffmatrix eingebunden sind, werden
sie trotz des niedrigen Dampfdruckes und der geringen Wasserlöslichkeit an
angrenzende Medien abgegeben. PVC-Produkte sind Massenprodukte. Der
DEHP-Eintrag in die Umwelt wird auf 6000 t/a geschätzt.1
DEHP besitzt eine erhebliche Toxizität für die Umwelt und den Menschen. DEHP wird
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in der MAK-Liste als Stoff mit
krebserzeugender Wirkung (Kategorie 4)2 eingestuft. Es bestehen
Verdachtsmomente auf zentralnervöse Effekte, Störungen des Immunsystems und
Fortpflanzungsstörungen.3 Erhebliche Wissenslücken bestehen bezüglich
der inhalativen Toxizität und möglicher endokriner Wirkungen.
Es handelt sich darüber hinaus um einen bioakkumulierenden und in Wasser und
Boden unter Umweltbedingungen schwer abbaubaren Fremdstoff. Der photooxidative
Abbau in der Luft wird durch Adsorption an Aerosole verlangsamt, so dass ein
Ferntransport möglich ist.
Aus diesen Gründen sollte eine vollständige Vermeidung des Eintrags von DEHP
in die Umwelt erfolgen. Da die Datenlage auch bei anderen Weichmachern ähnliche
Wirkungsprofile erwarten lässt, bieten sich keine stofflichen Alternativen. Es ist
daher eine weitest gehende Substitution von Weich-PVC durch andere Produkte
anzustreben.
Die hauptsächlichen Belastungspfade für den Menschen sind die Nahrung, der
Aufenthalt in Innenräumen und Autos sowie die Exposition bei der Bluttransfusion
und Dialyse. Bedenklich sind auch die freisetzbaren Phthalatmengen in
Kinderspielzeug aus Weich-PVC. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) empfiehlt daher den Verzicht
auf Produkte aus Weich-PVC für Kinder bis zu 3 Jahren.4
Die Konzentration in Innenräumen ist am höchsten, wo neue Fußbodenbeläge
und Wandverkleidungen angebracht wurden. Eine Untersuchung von B.A.U.CH., Beratung
und Analyse - Verein für Umweltchemie (Link zur B.A.U.CH.-Seite) von 1991 in
Berliner Haushalten ergab in ca. 20 % der beprobten Räume (insgesamt wurden 40
Raumluftproben untersucht) Messwerte über mindestens einem der vorgeschlagenen
Orientierungswerte für DEHP und DBP. In 10 von 12 Hausstaubproben wurde der
vorgeschlagene Orientierungswert von 250 mg/kg für die Summe von DEHP und DBP
im Hausstaub überschritten.5
Ebenfalls Bedeutung als Weichmacher haben Phosphorsäureester. Ihr Anteil
am weltweiten Weichmacher-Markt liegt bei etwa 5 % und der
Hauptanwendungsbereich sind PVC-Produkte. Phosphorsäureester stellen keine
Alternative zu Phthalat-Weichmachern dar. Im Gegenteil: Ihre akute Toxizität
liegt über der von DEHP und ihr Abbauverhalten ist im Vergleich zu DEHP noch
ungünstiger.
1Umweltbundesamt (Hrsg.) 1999. Handlungsfelder und Kriterien
für eine vorsorgende nachhaltige Stoffpolitik am Beispiel PVC, Berlin
2Deutsche Forschungsgemeinschaft. 2002. MAK- und BAT-Werte-Liste
2002, Mitteilung 38, Weinheim
3Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe (FOBIG). 1991.
Humantoxikologische Bewertung von Di-2-(ethylhexyl)-phthalat (DEHP)
und Di-n-butylphthalat (DBP)
4BgVV. 1997. Weichmacher für Kleinkinder deutlich minimieren
oder alternative Materialien einsetzen!, Pressemitteilung vom 12.
Dezember 1997
5Braun P., Marchl D., B.A.U.CH., Beratung und Analyse -
Verein für Umweltchemie. 1993. Weichmacher in Innenräumen, in:
Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute (Hrsg.).
Ökologische Gebäudesanierung II - Gesundes Bauen und Wohnen, Beiträge
vom Fachkongress der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute
in Berlin, Bonn
© AGÖF / Verfasserin: Dr. Heidrun Hofmann
Büro für Umwelt, Gesundheit
und Raumlufthygiene / Email:
H.Hofmann.BUGR@t-online.de,
Stand: September 2002