• Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute - AGÖF

    Stellungnahme der AGÖF zur Richtlinie VDI 6202-3 - Asbest

    VDI-Richtlinie 6202-3 - Schadstoffbelastete bauliche und technische Anlagen, Asbest – Erkundung und Bewertung

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    Veröffentlicht: endgültige Version des AGÖF-Leitfadens

    Hausstaubuntersuchungen auf chemische Parameter" (SVOC, Schwermetalle, POM)

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Weichmacher


Foto LaborWeichmacher werden Kunststoffen zugemischt, um deren Verwendbarkeit und Handhabbarkeit zu verbessern. Die am häufigsten eingesetzten Weichmacher stammen aus der Gruppe der Phthalsäureester. Meistens handelt es sich um Di-2-(ethylhexyl)-phthalat (DEHP), Di-n-Butylphthalat (DBP), Butylbenzylphthalat (BBP) und Diethylphthlat. DEHP stellt den wichtigsten Weichmacher auf Phthalsäurebasis dar.

Die Hauptmenge (ca. 95 %) an DEHP wird als Weichmacher für PVC eingesetzt. Weich-PVC-Produkte können bis zu 60 % DEHP enthalten, Anwendungen als Beschichtung sogar noch mehr.

Da die Weichmacher nicht fest in die Kunststoffmatrix eingebunden sind, werden sie trotz des niedrigen Dampfdruckes und der geringen Wasserlöslichkeit an angrenzende Medien abgegeben. PVC-Produkte sind Massenprodukte. Der DEHP-Eintrag in die Umwelt wird auf 6000 t/a geschätzt.1

DEHP besitzt eine erhebliche Toxizität für die Umwelt und den Menschen. DEHP wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in der MAK-Liste als Stoff mit krebserzeugender Wirkung (Kategorie 4)2 eingestuft. Es bestehen Verdachtsmomente auf zentralnervöse Effekte, Störungen des Immunsystems und Fortpflanzungsstörungen.3 Erhebliche Wissenslücken bestehen bezüglich der inhalativen Toxizität und möglicher endokriner Wirkungen.

Es handelt sich darüber hinaus um einen bioakkumulierenden und in Wasser und Boden unter Umweltbedingungen schwer abbaubaren Fremdstoff. Der photooxidative Abbau in der Luft wird durch Adsorption an Aerosole verlangsamt, so dass ein Ferntransport möglich ist.

Aus diesen Gründen sollte eine vollständige Vermeidung des Eintrags von DEHP in die Umwelt erfolgen. Da die Datenlage auch bei anderen Weichmachern ähnliche Wirkungsprofile erwarten lässt, bieten sich keine stofflichen Alternativen. Es ist daher eine weitest gehende Substitution von Weich-PVC durch andere Produkte anzustreben.

Die hauptsächlichen Belastungspfade für den Menschen sind die Nahrung, der Aufenthalt in Innenräumen und Autos sowie die Exposition bei der Bluttransfusion und Dialyse. Bedenklich sind auch die freisetzbaren Phthalatmengen in Kinderspielzeug aus Weich-PVC. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) empfiehlt daher den Verzicht auf Produkte aus Weich-PVC für Kinder bis zu 3 Jahren.4

Die Konzentration in Innenräumen ist am höchsten, wo neue Fußbodenbeläge und Wandverkleidungen angebracht wurden. Eine Untersuchung von B.A.U.CH., Beratung und Analyse - Verein für Umweltchemie (Link zur B.A.U.CH.-Seite) von 1991 in Berliner Haushalten ergab in ca. 20 % der beprobten Räume (insgesamt wurden 40 Raumluftproben untersucht) Messwerte über mindestens einem der vorgeschlagenen Orientierungswerte für DEHP und DBP. In 10 von 12 Hausstaubproben wurde der vorgeschlagene Orientierungswert von 250 mg/kg für die Summe von DEHP und DBP im Hausstaub überschritten.5

Ebenfalls Bedeutung als Weichmacher haben Phosphorsäureester. Ihr Anteil am weltweiten Weichmacher-Markt liegt bei etwa 5 % und der Hauptanwendungsbereich sind PVC-Produkte. Phosphorsäureester stellen keine Alternative zu Phthalat-Weichmachern dar. Im Gegenteil: Ihre akute Toxizität liegt über der von DEHP und ihr Abbauverhalten ist im Vergleich zu DEHP noch ungünstiger.


Fussnoten:

1Umweltbundesamt (Hrsg.) 1999. Handlungsfelder und Kriterien für eine vorsorgende nachhaltige Stoffpolitik am Beispiel PVC, Berlin
2Deutsche Forschungsgemeinschaft. 2002. MAK- und BAT-Werte-Liste 2002, Mitteilung 38, Weinheim
3Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe (FOBIG). 1991. Humantoxikologische Bewertung von Di-2-(ethylhexyl)-phthalat (DEHP) und Di-n-butylphthalat (DBP)
4BgVV. 1997. Weichmacher für Kleinkinder deutlich minimieren oder alternative Materialien einsetzen!, Pressemitteilung vom 12. Dezember 1997
5Braun P., Marchl D., B.A.U.CH., Beratung und Analyse - Verein für Umweltchemie. 1993. Weichmacher in Innenräumen, in: Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute (Hrsg.). Ökologische Gebäudesanierung II - Gesundes Bauen und Wohnen, Beiträge vom Fachkongress der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute in Berlin, Bonn

© AGÖF / Verfasserin: Dr. Heidrun Hofmann
Büro für Umwelt, Gesundheit und Raumlufthygiene / Email: H.Hofmann.BUGR@t-online.de,
Stand: September 2002