Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von unserem Mitgliedsinstitut ARGUK-Umweltlabor in Oberursel zur Verfügung gestellt, Autoren: Sonja Pfeil und Wigbert Maraun. Erschienen in "Der Naturarzt", Heft 2/98, Seite 52-55.
Sie sind in jedem Wohnzimmer zu finden und müssen ganz
besonderen Qualitätsansprüchen genügen: strapazierfähig, pflegeleicht und
hygienisch sollen sie sein, gut zur Einrichtung passen und möglichst lange
halten. Allein wegen dieser Anforderungen fällt die Auswahl nicht leicht.
Wolle, Parkett, PVC, Laminat, Kunstfaser, Stein oder Kork - verklebt, lose
verlegt, versiegelt, unversiegelt uvm.: Die Hersteller von Bodenbelägen reagieren
mit einem entsprechenden Angebot auf die Nachfrage und bieten vielfältige
Materialien unterschiedlicher Ausrüstung an. Oft wird bei der Auswahl jedoch
außer acht gelassen, daß Bodenbeläge aufgrund ihrer Fläche und der damit
verbundenen relativ hohen Raumbeladung zu den potenziell bedeutsamsten
Schadstoff-Quellen im Innenraum zählen können. Das Alter, die Herkunft oder
der Preis einer Ware spielen dabei so gut wie keine Rolle. Mit diesem Artikel
soll eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl des "richtigen" Materials gegeben
werden, wobei verschiedene Materialien beschrieben und mögliche Schadstoffe
aufgezeigt werden.
Im ARGUK Umweltlabor, Oberursel, gehen regelmäßig Anrufe ein, daß vom neuen
Teppichboden unangenehme Gerüche ausgehen oder nach dem Verlegen eines neuen
Bodenbelages Befindlichkeitsstörungen aufgetreten sind. Mitunter sind dem schon
heftige Querelen mit dem Hersteller vorausgegangen.
Für eine Schadstoff-Belastung des Innenraums aufgrund eines neuen Bodenbelags
kann es mehrere Gründe geben:
Auch ältere Beläge stellen mögliche Schadstoff-Quellen dar. Der Eintrag in
die Raumluft erfolgt entweder durch die Flüchtigkeit der Verbindungen oder
über mechanischen Abrieb. Mit dem Feinstaub können kleinste Partikel auch
über die Atemwege oder die Schleimhäute aufgenommen werden. Neben den im
Einzelnen aufgeführten Schadstoff-Problemen zu den verschiedenen Bodenbelägen
können gefärbte Bestandteile oder Kunststoff-Materialien giftige Schwermetalle
enthalten, die ebenfalls durch den mechanischen Abrieb über den Staub-Pfad in
die Raumluft abgegeben werden können.
Eine Geruchsbelastung ist zwar nicht automatisch mit einer Gesundheitsgefährdung
verbunden. Allerdings können Befindlichkeitsstörungen wie z.B. Kopfschmerzen
schon aufgrund des als unangenehm empfundenen Geruchs ausgelöst werden und
sollten deshalb vermieden bzw. nicht über einen längeren Zeitraum akzeptiert
werden.
Bei der Auswahl des geeigneten Materials steht vor allem der Verwendungszweck
im Vordergund. Bodenbeläge für Kinderzimmer oder für Allergiepatienten sollten
viel strengere Anforderungen erfüllen, als z.B. für einen Gemeindesaal
erforderlich ist. Vor allem Kinder im Krabbelalter stellen wegen ihrer
altersbedingt höheren Empfindlichkeit die sensibelste Personengruppe dar.
Zudem nehmen sie großere Mengen Staub auf.
Wer der Meinung ist, daß Schur-Wolle oder andere Naturfasermaterialien wie Sisal
oder Jute grundsätzlich Schadstoff-frei sind, unterliegt leider einem Trugschluß.
Schurwolle ist während der Lagerung und des Transportes extrem anfällig gegen
Mottenbefall und wird deshalb oft zu einem sehr frühen Produktionszeitpunkt mit
Mottenschutzmittel ausgerüstet (z.B. EULAN oder MITIN). Dabei handelt es sich um
pestizide Wirkstoffe, die zwar fest mit der Faser verbunden sind, aber durch
den Teppich-Abrieb mobilisiert werden und über den Staub-Pfad in die Atemluft und
auf die Schleimhäute gelangen können.
Ein z.Zt. sehr bekanntes Mottenschutzmittel ist z.B. Permethrin, ein synthetisches
Pyrethroid, das bei erhöhter Staub-Belastung zu Symptomen wie Schleimhautreizungen
und Kopfschmerzen aber auch zu Nervenschädigungen führen kann. Mottenschutzmittel
stellen insektizide Zubereitungen dar, die gesundheitlich auch für den Menschen
sehr bedenklich sind. Das von der Gemeinschaft Umweltfreundlicher
Teppichbodenhersteller (GUT) verliehene GUT-Siegel wiegt die Verbraucher in
falsches Vertrauen: Hier wird eine Ausrüstung des Teppichbodens mit Permethrin
ausdrücklich vorgeschrieben.
"Schadstoff-geprüft" bedeutet nicht in jedem Fall "Schadstoff-frei".
Das gleiche gilt für Wollteppiche mit dem Woll-Siegel des Internationalen
Wollsekretariats oder dem Teppichsiegel der Europäischen Teppichgemeinschaft.
Derart eulanisierte Teppichböden sind für sensible Personen oder für das
Kinderzimmer als ungeeignet einzustufen. Als ebenso wirksames aber ungiftiges
Mittel gegen Mottenbefall kann prophylaktisch z.B. auch eine Pheromonfalle in
Räumen mit Wollteppichboden ausgelegt werden, so daß ggf. vorhandene Motten diese
Fallen dem Teppichboden vorziehen.
Textile Bodenbeläge aus rein pflanzlichen Materialien wie Sisal, Jute oder
Kokosfaser sind vergleichsweise robust und strapazierfähig. Allerdings werden
auch hier immer wieder Rückstände an pestiziden Wirkstoffen festgestellt, die
während des Anbaus der Pflanzen oder im Anschluß auf die Faser aufgebracht worden
sind. Eine Eulanisierung wird hier nicht vorgenommen.
Kunstfaserteppiche oder Nadelfilzteppiche aus Polyamid, Polyacryl, Polyester oder Polypropylen werden häufig mit einer Vielzahl chemischer Ausrüstungen angeboten, die z.B. die statische Aufladbarkeit herabsetzen, Schmutz-abweisend wirken oder die Lichtechtheit verbessern. Hier sollte bei der Auswahl gründlich überlegt werden, ob eine solche Ausrüstung tatsächlich notwendig ist. Diese Art Bodenbelag ist meistens äußerst strapazierfähig, nimmt aber weniger Feuchtigkeit auf als ein Naturfaserbelag und ist somit für das optimale Raumklima weniger geeignet. Durch Faserabrieb kann unter Umständen. eine hautreizende Wirkung von ihnen ausgehen.
Im Vergleich zu den textilen Bodenbelägen sind Steinböden und Fliesen hervorragend
für empfindliche Personen geeignet. Allerdings strahlen diese Böden weniger Wärme
und Behaglichkeit aus. Auch hier können leicht zu reinigende, kleinere textile
Teppiche für mehr Gemütlichkeit sorgen. Bei verklebten Steinböden oder Fliesen
sollte ein möglichst lösemittelfreier Kleber verwendet werden.
In Verruf geraten sind ältere Fliesen infolge der Beimischung urandioxidhaltiger
Pigmente in der Glasur (vor allem in roten Fliesen). Bei bestehenden Zweifeln über
das Alter oder die Herkunft der Produkte sollte eine Probe des augewählten
Materials vor dem Verlegen auf ihre Radioaktivität hin untersucht werden.
Holzfußböden vermitteln dagegen ein besonders behagliches Wohnklima und erfreuen
sich auch aufgrund des ökologischen Aspektes wieder wachsender Beliebtheit. Neben
der Auswahl des "richtigen Materials wie z.B. Holzdielen, Parkett, Fertigparkett
oder Laminat sollte der Verarbeitungstechnik bei der Auswahl aber ebensoviel
Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Je nach Verarbeitung sind nicht alle Holzfußböden für Räume geeignet, in denen
sich sensiblere Personen aufhalten. Bodenbeläge aus Holz sind z.T. unbehandelt,
fertig versiegelt oder gewachst erhältlich. Der Teufel steckt wie üblich im Detail:
Holzdielen und Parkett sind meist unbehandelt und werden im Allgemeinen nach
mehrmaligem Abschleifen "versiegelt". Bereits beim Abschleifen sollte zumindest
mit Atemschutz gearbeitet werden, da Holzstäube stark reizend wirken können.
Eichen- und Buchen- Stäube sind für ihr krebserzeugendes Potential bekannt. Wenn
möglich, sollte das Abschleifen mit einer speziellen Absaugeinrichtung vorgenommen
werden. Anschließend sollte der gesamte Staub äußerst gründlich feucht beseitigt
werden. Als Lasuren stehen Lacke, Wachse und Öle zur Auswahl.
Sogenannte "Säurehärtende Lacke" (SH-Lacke) sollten zur Versiegelung unbedingt
vermieden werden, da diese Lacke Formaldehyd (schleimhautreizend, allergisierend)
freisetzen können. Polyurethanlacke (DD-Lacke) können zu einer erhöhten Belastung
des Innenraums mit geruchsintensiven Phenolen, kurzzeitig auch zur Freisetzung von
Isocyanaten (schleimhautreizend) führen und sind deshalb auch nicht in jedem Fall
zu empfehlen. Bei der Verwendung von Wasserlacken kann es zu längerfristigen
Ausdünstungen von Glykolethern kommen, deren gesundheitsschädigendes Potenzial noch
nicht abschließend geklärt ist.
Bei natürlichen Wachsen und Ölen sollte auf sparsame Anwendung geachtet und
überschüssiges Mittel gründlich entfernt werden, da deren Inhaltsstoffe wie z.B.
Terpene bei erhöhter Konzentration in der Raumluft reizend oder allein schon wegen
ihres Geruchs belastend wirken können. Einige Vertreter der Terpene besitzen
sensibilisierendes Potenzial. Synthetische Wachse oder Öle auf der Basis von
Isoaliphaten können hinsichtlich der Schadstoff-Freisetzung ohne großere Bedenken
verwendet werden. Bei Fertigparkett sollte nach der verwendeten Versiegelung gefragt
werden. Grundsätzlich sollte während des Versiegelungsanstrichs großzügig gelüftet
werden.
Bei Holzfußböden, die leicht zu verlegen sind, z.B. Fertigparkett oder Laminat,
lohnt sich ein Blick auf die Unterseite des Materials: Hier verbirgt sich oft
eine Schicht Preßspan oder Leimholz, das formaldehyd-haltiges Bindemittel enthalten
kann, bzw. das mit einem solchen Bindemittel befestigt ist. Vom Gesetz geregelt
wird seit 1989 zwar die maximal duldbare Freisetzung von Formaldehyd aus einem
solchen Holzwerkstoff unter ganz bestimmten definierten Bedingungen. Die
tatsächliche Formaldehyd-Belastung, die bei Verwendung eines solchen Materials
in einem Innenraum entstehen kann, bleibt davon aber unberührt. Die Erfahrung
beweist leider auch, daß immer wieder auch Materialien in den Handel gelangen,
die die gesetzliche Norm nicht erfüllen und erhöhte Mengen an Formaldehyd abgeben.
Dies gilt für Spanplatten allgemein, für Tischlerplatten und Sperrhölzer.
MDF-Platten dagegen sind im Allgemeinen als unbedenklich zu bewerten.
Laminat wird zu den Holzwerkstoffen gezählt, wenn es sich um Spanplatten,
Faserplatten o.ä. mit Kunststofffurnier handelt (oft mit Holzimitat-Muster).
Dabei können mehrere Schichten Trägerpapier, Dekopapier, Zellulose-Schutzfilm mit
Melaminharz verpreßt und auf einen Träger geleimt sein, oder direkt als
Melaminbeschichtung auf den Träger aufgebracht werden. Melaminharze sind von der
Schadstoff-Seite her als unbedenklich zu bewerten. Für Kunststofffurnier
(grundsätzlich auch bei Möbeln etc.) besteht die Gefahr der Ausdünstung von
Phthalsäureanhydrid, einem Ausgangsprodukt bei der Kunststoffherstellung. Bekannt
ist es für den "Anhydrid-Husten", der von der Substanz oft mit
zeitlicher Verzögerung ausgelöst werden kann.
Linoleum stellt eine ökologisch sinnvolle Alternative zu PVC dar, da es
hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Leinöl, aber auch Sojaöl
und Tallöl oder Naturharz (vorrangig Collophonium) hergestellt wird und frei
von chlorhaltigen Verbindungen ist.
Im Herstellungsprozeß wird dem Linoleumzement Kreide, Holz und Korkmehl als
Füllstoff sowie Pigment beigemengt, die Masse auf einen Juterücken gepreßt und
ca. 3 Wochen "gereift", bis der Belag bestimmte mechanische Anforderungen erfüllt.
Unbehandeltes Linoleum muß gewachst werden. Je nach verwendetem Wachs können
dabei erhöhte Raumluftbelastungen mit Terpenen auftreten. Aufgrund der
Offenporigkeit des unbehandelten Linoleums kann es zur Schadstoff-Anreicherung im
Linoleum selbst kommen ( Schwammeffekt ). Schadstoffe wie z.B. flüchtige
organische Verbindungen werden dann erst wieder langsam an die Raumluft abgegeben.
Andererseits begünstigen diese Diffussionseigenschaften das Raumklima, da der
Boden keine Dampfsperre für Feuchtigkeit darstellt. Im Zusammenhang mit Linoleum
sind Geruchsprobleme an vorderster Stelle zu nennen, die infolge des oxidativen
Abbaus aus Leinölbestandteilen zu geruchsintensiven Verbindungen wie z.B. Hexanal
entstehen. Diese Geruchsproblematik kann bei neuen Produkten auftreten, aber auch
bei älteren noch anhalten. Bei einer ständigen Geruchsbelästigung bleibt in
vielen Fällen nur noch das Entfernen des Bodenbelags.
Behandeltes Linoleum ist meist mit einem Kunstharz-Überzug auf Polyacrylat- oder
Vinylacetat-Basis versehen und kann bevorzugt für die Ausstattung von Räumen
geeignet sein, in denen sich empfindliche Personen aufhalten.
Hauptbestandteil von PVC sind Polyvinylchlorid- (PVC) bzw.
Polyvinylchlorid-Polyvinylacetat-Copolymere (PVC/PVAc). Diese Materialien sind infolge
ihres umweltbelastenden Herstellungsverfahrens und der Entsorgung als äußerst
problematisch zu bewerten.
Sie enthalten große Mengen an Weichmachern (25-50%), Stabilisatoren wie Zinn oder
Schwermetall-Farbstoffe oder auch Flammschutzmittel. Die Zusatzstoffe können aus dem
PVC freigesetzt werden und gelangen so in die Raumluft oder den Hausstaub. Bei
Verbrennungsprozessen (z.B. Wohnungsbrand) entstehen hohe Konzentrationen an Salzsäure
sowie an hochgiftigen Dioxinen und Furanen. Ältere PVC-Böden können auch Asbest
enthalten. Bei diesen Böden kann es zu einer erhöhten Faserfreisetzung kommen, wenn das
Material beschädigt ist oder stark mechanisch beansprucht wird. Bei Sanierungen
derartiger Böden sollte ggf. eine Sanierungsfirma beauftragt werden.
Polyolefin-Kunststoffe bestehen aus Polymeren von Propylen, denen Pigmente und
mineralische Füllstoffe zugemengt werden. Sie stellen eine gute Alternative zu PVC dar,
insbesondere in Feuchträumen, die nicht gefliest werden können. Polyolefin-Kunststoffe
enthalten gewöhnlich keine Weichmacher und Flammschutzmittel, über das Abgabeverhalten
flüchtiger organischer Verbindungen ist bisher jedoch wenig bekannt. Grundsätzlich sind
diese Böden auch für sensible Personen geeignet.
Als Grundlage für die Herstellung von Korkböden dient die Rinde der in den
Mittelmeerländern heimischen Korkeiche.
Die Rinde wird geschält, geschrotet und unter Hitzeeinwirkung gepreßt. Die im
Kork enthaltenen Harze dienen dabei als Bindemittel und verkleben. Zum Teil
werden auch Kunstharze zugefügt. In dieser Form sind Korkböden wenig
strapazierfähig, so daß eine Oberflächenbehandlung zur Verlängerung der
Lebensdauer notwendig ist: Dazu werden ebenfalls Siegellacke verwendet, wie sie
auch bei der Versiegelung von Holzfußböden eingesetzt werden.
Die Schadstoffproblematik ist in Abhängigkeit des verwendeten Versiegelungsmittels
die gleiche wie bei Holzböden. Zusätzlich kommen bei Korkbodenbelägen
Geruchsprobleme hinzu, die z.B. durch phenolische Verbindungen aus zu stark
erhitzten Kunstharzen bedingt sein können.
Lassen Sie sich bei der Auswahl der richtigen Materialien viel Zeit. Überlegen
Sie, welchen Anforderungen der Bodenbelag tatsächlich genügen muß.
Flammschutzmittel, Mottenschutz, Anti-Allergen-Beläge oder Schutz gegen
elektrische Aufladung sind nicht in jedem Fall wirklich notwendig. Informieren
Sie sich vor dem Verlegen umfangreich über das Material, das Sie ausgesucht
haben, so daß Ihnen anschließend vielleicht viel Ärger erspart bleibt.
Lassen Sie sich nicht mit lapidaren Formulierungen wie z.B.: Unsere Produkte
sind Schadstoff-geprüft und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen
abspeisen. Fordern Sie Untersuchungsberichte und Prüfzeugnisse vom Hersteller
an. Verschiedene Firmen bieten auch eine Volldeklaration der Ware an!
Vor dem Kauf sollten Sie deutlich zu verstehen geben, dass Sie evtl.
Geruchsbelästigungen nicht akzeptieren und sehr empfindlich darauf reagieren
werden. Halten Sie Zusagen über die exakte Schadstoff-Freiheit: "Frei von
PCP oder Permethrin" schriftlich auf dem Kaufvertrag fest. Beim Kauf
großer Mengen lohnt sich evtl. im Vorfeld eine chemische Analyse zur
Schadstoff-Belastung eines Produktes. Ggf. kann über eine Kostenübernahme
verhandelt werden, sofern keine Prüfzeugnisse vorgewiesen werden können.
Besonders sensible Personen können eine Probe des ausgewählten Bodenbelags vor
dem Verlegen auch selbst prüfen, indem sie ein Stück (mind. 10x10 cm) während
des Schlafes über Nacht neben ihr Kopfkissen legen. Stellen sich hier bereits
körperliche Symptome oder Abwehrreaktionen ein, sollte vom Kauf abgeraten
werden.
Wenn der Bodenbelag schon bei der Anlieferung stark riecht, sollte noch vor
dem Verlegen geprüft werden, ob der Boden wirklich verlegt oder die Annahme
der Ware verweigert werden soll.
Auch die Art der Verlegung ist von Bedeutung. Auf die Verwendung von Kleber
sollte möglichst verzichtet werden. Als Alternative kann in vielen Fällen z.B.
auf doppelseitiges Klebeband zurückgegriffen werden oder der Bodenbelag
verspannt werden. Haftkleber bieten ebenfalls eine lösemittelfreie
Alternative zu herkömmlichen Klebern.
Bei der Verwendung von Kleber oder Versiegelungsanstrichen sollte auf
Lösemittelfreiheit geachtet werden. Es empfiehlt sich in jedem Fall vor dem
Verlegen ein DIN-Sicherheitsdatenblatt des Produktes vom Herstelller anzufordern.
Dieses kann im Vorfeld nochmals einem unabhängigen Institut zur Prüfung
vorgelegt werden, dem behandelnden Arzt oder der behandlenden Ärztin.
Grundsätzlich gilt sparsame Anwendung und großzügiges Lüften während der
Verarbeitung! Sollte es zu geruchlichen Problemen kommen, hilft in vielen
Fällen eine Wärmebehandlung (z.B. Heizen) und viel Lüften.
Wie zu Beginn dieses Artikels erwähnt, können gesundheitliche Beeinträchtigungen
sowohl von neuen wie von alten Bodenbelägen ausgehen. Während es bei einer
Prüfung vor dem Kauf darum geht, ein möglichst schadstoffarmes und
geruchsneutrales Produkt zu erwerben, stellt sich nach dem Kauf eher die Frage,
ob eventuell festgestellte gesundheitliche Beeinträchtigungen vom Bodenbelag
überhaupt herstammen, und wie solche Mängel zu bewerten sind. Solche Fragen
lassen sich am besten in einem Beratungsgespräch klären, bei dem eine sinnvolle
Untersuchungsstrategie festgelegt wird:
Wenn ein Bodenbelag neu gekauft werden soll empfiehlt sich - falls der Hersteller
keine ausreichenden Angaben machen kann - die Untersuchung einer Materialprobe
des Belages. Damit können potenziell enthaltene Schadstoffe aufgespürt und
gegebenenfalls durch Kaufverzicht ausgeschlossen werden.
Ist der Bodenbelag bereits gekauft und verlegt worden, sollte zunächst die
Raumluft bzw. der Hausstaub des Wohnraumes untersucht werden. Dies dient
der Dokumentation und Bewertung einer möglichen Belastung innerhalb des
Wohnumfeldes. Erst in einem zweiten Schritt unter dem Aspekt der Quellensuche
sollten Materialproben wie z.B. der Bodenbelag selbst untersucht werden:
Bei einer Materialprüfung werden (Emissions-)potenziale ermittelt. Ob und
wie stark ein Stoff in den Innenraum übergeht und dort z.B. eine Geruchsbelastung
verursacht, hängt nämlich noch von einer Reihe weiterer Faktoren wie z.B. der
Raumtemperatur, der Luftwechselrate des Innenraumes oder der gesundheitlichen
Prädisposition des Bewohners ab.
Bodenbelag | mögliche Schadstoffe | Prüfmöglichkeit im Vorfeld | |
---|---|---|---|
Glatte Bodenbeläge | |||
Steinböden | unbekannt | - | |
Fliesen | Radioaktivität in roter Glasur, vor allem ältere Fliesen | Prüfung sinnvoll | |
PVC-Bodenbeläge | Weichmacher: Phthalsäureester, höher alkylierte Aromaten oder Phosphorsäureester | Prüfung wenig sinnvoll | |
Flammschutzmittel | |||
Stabilisatoren: Calcium- und Zinkseifen, früher giftige Cadmium- und Bleiseifen | |||
bis 1982: Asbest in Vinyl-Asbest-Platten oder Cushion-Vinyl-Platten | Prüfung auf Asbest ist sinnvoll, wenn der Belag bröselt oder herausgenommen werden soll | ||
Holz | Versiegelung: SH-Lacke, DD-Lacke, Wasserlacke, Öle, Wachse | Formaldehyd, Phthalsäureanhydrid, Isocyanate, Glykolether, Terpene und Abbauprodukte wie z.B. Hexanal | ggf. Prüfung der Abgabe von Formaldehyd |
Belag: Laminat, Vollholz | Phthalsäureanhydrid aus Furnier | Bestimmung des Gehaltes an Phthalsäureanhydrid im Furnier oder Fertigparkett mit DD-Lack | |
Untergrund: Preßspan-, Sperrholz-, Leimholz | Formaldehyd | ||
Linoleum | Reaktionsprodukte der Leinöloxidation | Prüfung auf Hexanal | |
Polyolefin-Kunststoffe | geringe Lösemittelabgabe | Prüfung wenig sinnvoll | |
Kork | Versiegelungen (siehe Holz) Geruchsstoffe z.B. phenolische Verbindungen | ||
Textile Bodenbeläge | |||
Wolle (Schaf, Ziege, Baumwolle) | Mottenschutzmittel: Eulan, Mitin, Wirkstoffe u.a. PCSD/PCAD, Permethrin | Prüfung sinnvoll bei Schurwolle | |
Kunstfaser / Nadelfilz | evtl. Geruchsbelästigung durch Rückenbeschichtung, Lösemittel-Rückstände oder Reaktionsprodukte | nicht in jedem Fall | |
Sisal, Jute, Kokos | Pestizid-Rückstände | Prüfung sinnvoll | |
Rückenbeschichtungen textiler Bodenbeläge | |||
SBR | Geruchsbelästigung durch 4-Phenylcyclohexan, Vinylcyclohexen, trim. 2-Methylpropen, Lösemittel, Hexanal | Prüfung sinnvoll | |
Naturfaser | Pestizid-Rückstände | Prüfung sinnvoll | |
Kunststoff | Lösemittel-Rückstände oder undefinierbare Reaktionsprodukte | Prüfung sinnvoll |
© AGÖF / Verfasser: Sonja Pfeil und Wigbert Maraun / ARGUK
Internet: www.arguk-umweltlabor.de,
Stand: September 2003