|
Das Vorhaben zielte darauf ab, aktuelle Daten aus Innenraumuntersuchungen auf flüchtige organische Verbindungen zu erfassen
und auszuwerten. Dabei sollten auch Aspekte der Energieeffizienz und Lüftungsart berucksichtigt werden, um der Frage nachzugehen,
ob sich die Raumluftqualität in energieeffizienten Gebäuden von anderen Gebäuden unterscheidet.
Hierzu wurde in einem Teil A die Erfassung der aktuellen VOC-Messdaten und Begleitinformationen aus anlassbezogenen Untersuchungen
der AGÖF-Mitgliedsinstitute in einer Datenbank fortgesetzt. Daruber hinaus wurden in einem Teil B des Vorhabens gezielt Messungen
in ausgewählten, energetisch optimierten Gebäuden durchgefuhrt, um weitere Einflussfaktoren differenziert betrachten zu konnen. Es
sollte sich hierbei möglichst auch um Gebäude mit technischen Lüftungssystemen handeln. Der Teil C stellte schließlich die
Zusammenführung der Daten des aktuellen Vorhabens (VOC DB II) und dem vorangegangenen Vorhaben (VOC DB I) dar. Mit der Fortschreibung
der Datenerhebung auf der Basis der bereits bestehenden VOC-Datenbank erfolgte eine Erweiterung und Aktualisierung der Datenbasis, mit
der die Abbildung zeitlicher Trends in Bezug auf die eingesetzten Substanzen sowie deren Konzentrationen von 2002 bis 2012 fortgefuhrt
wurde.
Fur die Auswahl der Daten aus uberwiegend anlassbezogenen Messungen (Teil A) wurden folgende Vorgaben festgelegt:
Für den Teil B des Vorhabens, gezielte Untersuchungen in 50 hinsichtlich des Wärmebedarfs optimierten Gebäuden (Energiestandard mindestens ENEV 2002), waren die AGÖF-Institute zunächst aufgefordert worden, geeignete Objekte vorzuschlagen. Auf der Grundlage der eingegangenen Objektvorschläge wurden schließlich 31 Wohngebaude und 20 Schulen ausgewahlt. Es wurde eine möglichst große Diversifizierung in Bezug auf die nachfolgenden Merkmale - bei einem hohen Anteil an Gebauden mit Lüftungsanlage - angestrebt:
Die Messungen erfolgten in zwei Klimasituationen. Es war erforderlich, eine ausreichende Zeit nach Sanierung, Renovierung oder
Neubau einzuplanen (Mindestzeit ca. 6 Monate nach Fertigstellung). Es wurden Vorgaben zur Standardisierung der Lüftungssituation sowie
des Reinigungs- und Nutzungszustands festgelegt. Die Untersuchungen erfolgten jeweils in Hauptaufenthaltsräumen (Schlafzimmer
bzw. Klassenraum).
Relevante Änderungen in der Ausstattung des untersuchten Raumes zwischen der ersten und der zweiten Messung wurden ausgeschlossen. Das
Messprogramm beinhaltete neben den Raumluftuntersuchungen auf flüchtige organische Verbindungen, Aldehyde / Ketone und
auf Phosphorsäureester basierende Flammschutzmittel die Bestimmung der Luftwechselrate mittels Tracergasanalyse.
Eine Stoffliste mit Mindeststoffen und Mindestbestimmungsgrenzen wurde vorgegeben.
Der Mindestumfang der zu erfassenden Zusatzangaben variierte. Es wurde ein Teildatensatz mit einem reduzierten Umfang an
Zusatzinformationen aufgenommen. Für anlassbezogene Messungen bis 2010 war der Umfang an Pflichtangaben gegenüber dem Probenahmedatum
ab 2011 geringer.
Für den Teil B wurde eine umfangreiche Erhebung von Zusatzinformationen, u.a. auch in Bezug auf energetische Merkmale,
gefordert.
Die Erfassung der Daten erfolgte durch die beteiligten AGÖF-Institute. Hierfür wurde das für die VOCDB 1.0 entwickelte, auf MS
Excel basierende Erfassungs-Tool weiterentwickelt (VOCDB-IT 2.0). Die jedem Institut zur Verfügung gestellte Instanz des Tools bestand
aus verschiedenen Tabellenblättern für Instituts-, Methoden-, Qualitätssicherungs-, Zusatzinformations- sowie Messdaten. Des Weiteren
war dem Tool eine ausführliche Liste gängiger raumluftrelevanter Substanzen und deren Stoffdaten sowie synonymer Bezeichnungen
hinterlegt. Diese konnte durch die Institute bei Bedarf individuell erweitert werden. Für die Zusammenführung der Daten in der MS
Access basierten Datenbank (VOCDB 2.0) wurde das Importmodul der Version 1 übernommen und an die neue Umgebung sowie die neue
Datenstruktur angepasst. Die Funktionalität wurde jedoch insbesondere hinsichtlich Bedienungsfreundlichkeit und Datenvalidierung
erheblich erweitert. Bevor die Daten in den finalen Datenpool übernommen wurden, erfolgten umfangreiche Validierungen
und Konsistenzprüfungen. Für die Verwendung der Datenbank wurde ein MS Access basiertes Userinterface (VOCDB-UI 2.0) entwickelt.
Die Erfassung der zusätzlichen Angaben zu den Objekten in Teil B erfolgte nur mittels Excel-Tabellen.
Insgesamt wurden 4846 Datensätze in die Datenbank eingepflegt. 1425 Datensätze entsprachen in Bezug auf den Umfang an Zusatzinformationen
den Pflichtangaben für Datensätze mit dem Probenahmedatum ab 2011, davon waren 100 Datensätze für den Projektteil B erhoben worden,
615 Datensätze lagen mit reduzierten Pflichtangaben vor und die restlichen 2806 Datensätze entsprachen dem Pflichtumfang für Probenahmen
bis 2010.
Es beteiligten sich 16 AGÖF-Institute an der Bereitstellung von Daten. Die Anzahl der gelieferten Datensätze pro Institut variierte von
2 bis 2006 Datensätzen. Entsprechend der räumlichen Lage der Institute ergaben sich Schwerpunkte in den Postleitzahlbereichen 2, 5, 8, 1
und 3. Die Anlässe Gerüche, Gesundheitsbeschwerden und Expositionsverdacht wurden etwa gleich häufig in ca. 1700 Fällen genannt.
1021 Innenraumuntersuchungen wurden aufgrund einer Abnahme durchgeführt.
Die Bauweise "Massivbau Mauerwerk" kam mit 1742 Nennungen am häufigsten vor. Es folgten "Stahlbetonbau" mit 650, "Stahlleichtbau"
mit 616, "Holztafelbau" mit 238 und "Fertigteilebau" mit 126 Nennungen.
Auf der Grundlage der energetischen Klassifizierung von Wohngebäuden (IWU 2010) wurden zehn Baualtersklassen differenziert.
Die Verteilung der erfassten Gebäude über die Baualtersklassen war relativ homogen. Am häufigsten wurden die Baualtersklassen ab
2007 (17 %), 1969-1978 (15 %), 1995-2001 (11 %) und 1919-1948 (10 %) genannt.
Bei 333 Datensätzen wurde die Durchführung einer Modernisierung genannt, im Gegensatz zu 1633 Gebäuden ohne Modernisierung.
Bei 2880 Datensätzen lagen keine Angaben vor.
Die Hauptnutzungsarten der Gebäude teilten sich zu je ca. 1/3 in Wohngebäude, pädagogische Einrichtungen und gewerblich genutzte Gebäude
auf. Der dominierende Nutzungstyp war Büro/Verwaltung mit 1421 Nennungen, gefolgt von Schulen und Bildungsbauten mit 909 Nennungen,
1-2 Familienhäuser mit 813 Nennungen und Mehrfamilienhäuser mit 612 Nennungen. Die Anzahl anderer Nutzungstypen war gering.
Die Geschosszahl der untersuchten Gebäude variierte. Die maximale Geschosszahl lag bei 17 Geschossen. Am häufigsten waren Gebäude
mit zwei bis drei Geschossen vertreten.
Die insgesamt 4846 Datensätze waren 4428 Räumen zuzuordnen, da 280 Räume unterschiedlich häufig mehrfach untersucht wurden.
Bei der Raumnutzung dominierten Büroräume mit 1781 Nennungen, gefolgt von Wohnräumen mit 1423 Nennungen. Neben einer geringeren Anzahl
an weiteren Raumarten wurden 547 Klassenzimmer und 221 Gruppenräume untersucht.
Von den 4428 differenzierten Räume waren 96 Räume klimatisiert und 174 Räume mit einer technischen Lüftung ausgestattet. 3520 Räume
verfügten über manuelle Lüftung.
Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen, die ab 2011 genannt wurden, gehörten Angaben über Bodenbelag, Wände, Decke und Renovierung. Bei
den Bodenbelägen dominierten die Nennungen Kunststoffbodenbelag (893) und Teppichboden, verklebt (806); bei den Wänden Putz/Farbe (1247)
und Tapeten aus Papier/Raufaser (840); für die Decken wurde ebenfalls am häufigsten Putz/Farbe (902) neben Akustikdeckenplatten (800)
genannt. Angaben zu Renovierungsmaßnahmen wurden zu 2408 Räumen gemacht. Die meisten Renovierungen lagen länger als ein Jahr zurück.
Die Messungen erfolgten überwiegend als Statusmessung. In etwa 93 % der Fälle war der zu untersuchende Raum mindestens 8 Stunden
ungelüftet. Die Raumtemperatur während der Probenahme lag im Mittel bei 21,99 °C ± 2,56 °C, die Luftfeuchtigkeit betrug
durchschnittlich 48,16 % ± 10,48 % rel. Feuchte.
Es wurden weitere Angaben zur Raumsituation erfasst. In den dokumentierten Fällen handelte es sich überwiegend um Nichtraucherräume,
ohne Baufeuchte oder Schimmelbefall.
Die Räume waren in der Regel möbliert. Weiterhin wurden Angaben zum Geruch gemacht, davon in 662 Fällen mit Angabe der Geruchsintensität
unter Bezugnahme auf den AGÖF-Geruchsleitfaden.
Von den 517 insgesamt untersuchten Einzelstoffen wurden 109 Stoffe nicht oberhalb der Bestimmungsgrenze ermittelt. In der Gruppe
der halogenierten Kohlenwasserstoffe waren die meisten Stoffe mit Messwerten ausschließlich unterhalb der Bestimmungsgrenze
vertreten.
Bei 77 Stoffen lag die Anzahl der Messwerte unter 20. Von den insgesamt 656.605 in der Datenbank erfassten Messwerte (inkl. Summenwerte)
waren 447.618 Messwerte (68,2 %) unterhalb der Bestimmungsgrenze.
Für die Probenahme und Analytik wurden verschiedene, in der VOC-Analytik übliche Verfahren eingesetzt. Je nach Analyseverfahren wurden
die Sorbenzien Tenax, Aktivkohle, DNPH oder Wasser eingesetzt. Bei den Untersuchungsmethoden dominierte das Thermodesorptionsverfahren
mit GC/MS. Der Anteil der Thermodesorption stieg über den Beobachtungszeitraum an.
Innerhalb der Projektlaufzeit nahmen die beteiligten Institute an den Laborvergleichsmessungen der AGÖF teil.
Für die Beschreibung des Vorkommens der untersuchten flüchtigen organischen Verbindungen in Innenräumen wurden die folgenden
statistischen Kenndaten ermittelt: die Größe der Stichprobe (n), die Anzahl der Messwerte oberhalb der Bestimmungsgrenze (sowie %
unterhalb der BG), die Maximalwerte und die Perzentilwerte 10, 25, 50, 75, 90, 95, 98.
Messwerte unterhalb der Bestimmungsgrenze wurden bei der Berechnung der statistischen Kennwerte mit dem 0,5 fachen Wert der
jeweiligen BG berücksichtigt. Die Höhe der Bestimmungsgrenze wurde bei allen Messwerten erfasst. Es wurden ebenfalls die
statistischen Kenndaten für die Beschreibung der Verteilung der Bestimmungsgrenzen erstellt.
Von den erfassten Summenwerten wurden nur die TVOC-Werte aus der Summe der identifizierten und nicht identifizierten Verbindungen
innerhalb des TVOC und der TVOC über Toluol ausgewertet.
Auswertungen erfolgten für den Gesamtdatensatz (Teil A) und den Teildatensatz (Teil B) sowie für die nachfolgend genannten Teilgruppen:
Weitere Auswertungen erfolgten für ausgewählte Stoffe in Bezug auf den Zeitpunkt der Probenahme nach einer Renovierung, die
Baualterklasse und die Energieklasse. "Energieklassen" wurden anhand der Baualterklasse, des Lüftungstyps sowie unter Berücksichtigung
weiterer Angaben zur Energieeffizienz oder Modernisierung gebildet.
Für den Projektteil B, ausgewählte Messungen in energieeffizienten Gebäuden, war die Auswahl auf die Gebäudenutzungstypen Wohngebäude und
Schule beschränkt. Erfasst und gemessen wurden 51 Gebäude, die nachweislich entsprechend einem Energiestandard von 2002 bzw. später
errichtet oder saniert wurden. Die Gebäude sollten einen möglichst einheitlichen Zeitpunkt nach der Sanierung, Renovierung oder
Neubau aufweisen und mindestens 6 Monate in Betrieb gewesen sein. Es wurden gezielt möglichst viele Gebäude mit Lüftungsanlagen und
mit möglichst hohem Energiestandard (z.B. NEH, PH) für die Untersuchungen ausgewählt.
Anhand der vorliegenden Begleitinformationen wurden die Messungen für den Teil B als eigene Teilgruppe ebenfalls ausführlich beschrieben.
Die Untersuchungen wurden in 20 Schulen und 31 Wohngebäuden durchgeführt. Die Auswahl der Schulen ergab ein breites Spektrum an
verschiedenen Schultypen. Die Wohngebäude unterteilten sich in 20 1-2-Familienhäuser und 11 Mehrfamilienhäuser. Massivbauweise
(Mauerwerk und Stahlbeton) dominierte. Drei Schulen und 14 Wohngebäude entsprachen Holztafelbau. Insgesamt 30 Gebäude waren ab 2002
errichtet worden. Bei 20 Gebäuden war eine energetische Modernisierung durchgeführt worden. Der Energiestandard entsprach bei sechs
Gebäuden Passivhausstandard, 15 Gebäude waren als Energieeffizienzhaus ausgewiesen. Drei Gebäude wurden besonders schadstoffarm gebaut.
In den Schlafräumen dominierte Vollholz als Bodenbelag, während die Klassenräume überwiegend mit Kunststoff- oder Linoleumböden
ausgestattet waren. Die häufigste Wandbekleidung war Putz/Farbe. Das galt auch für die Decken der Wohnräume, wohingegen die Klassenräume
mit Akustikdecken ausgestattet waren. In 30 Gebäuden waren keine Renovierungsmaßnahmen und in 20 Gebäuden vor mehr als 6 Monaten
durchgeführt worden. In einem Objekt lag die Renovierung nur 3 bis 6 Monate zurück. Von den Wohnräumen verfügten 20 Räume über eine
technische Lüftung (Zu-/Abluftanlage). In 18 Fällen handelte es sich bei dem untersuchten Schlafzimmer um einen Zuluftraum, in zwei
Fällen um Ablufträume. Von den 20 Schulen besaßen sieben Schulen technische Lüftungssysteme.
Die Probenahme erfolgte in 55 Fällen - bei Fensterlüftung - in mindestens 8 Stunden ungelüfteten Räumen und in 45 Fällen - bei
Vorhandensein einer Lüftungsanlage - bei Betrieb der Lüftungsanlage.
Die Luftwechselraten unterschieden sich zwischen Schulen und Wohnungen im Mittel kaum. Die Werte lagen zwischen 0,02/h und 2,56/h mit
einem Mittelwert von 0,39/h.
Es bestand ein signifikanter Unterschied der Luftwechselraten zwischen Räumen mit Fensterlüftung (LWR=0,130/h) und technischen
Lüftungsanlagen (LWR=0,629/h).
In der Gesamtauswertung (Teil A) lagen ca. 68 % der Messwerte unterhalb der BG. Nur wenige Substanzen wurden häufig oberhalb
der Bestimmungsgrenze nachgewiesen. Zu den Stoffen, die häufig untersucht wurden und in mehr als 90 % der Untersuchungen oberhalb
der Bestimmungsgrenze lagen, gehörten Formaldehyd, n-Hexanal, Toluol und m,p-Xylol. Nur etwa 80 der 440 untersuchten Einzelstoffe mit
mehr als 20 Messwerten wurden bei mehr als 50 % der Messungen oberhalb der Bestimmungsgrenze ermittelt.
In fast allen Stoffgruppen traten einzelne sehr hohe Stoffkonzentrationen im Milligrammbereich auf. Das zu betrachtende
Substanzspektrum wird zunehmend umfangreicher und auch Stoffe, die selten in Innenräume nachgewiesen werden, können in
Einzelfällen in sehr hohen Konzentrationen auftreten. Eine Begrenzung des zu untersuchenden Stoffumfangs ist nicht empfehlenswert,
vielmehr sollten über das identifizierbare Stoffspektrum hinaus auch weitere, zum Teil unbekannte Substanzen erfasst werden.
Vergleicht man die aktuellen statistischen Kennwerte mit den Daten des vorangegangenen Vorhabens, so war für die überwiegende Zahl
der Stoffe eine Abnahme der Raumluftkonzentrationen festzustellen. Für Formaldehyd sowie die Summe der flüchtigen organischen
Verbindungen gemessen als TVOC (gemäß Handreichung der Ad-Hoc-Arbeitsgruppe IRK/AOLG, UBA 2007) war kein Rückgang der Werte
festzustellen.
Innerhalb der anlassbezogenen Messungen ergab die Gruppierung der Raumarten Wohnraum, Büroraum und Klassenraum für viele innenraumrelevante
Stoffe höhere Perzentile in der Gruppe Klassenraum. Die Konzentrationen waren in den untersuchten Büroräumen am niedrigsten. Lediglich
für Cyclohexan wies die Teilgruppe Büroräume höhere Konzentrationen auf. Höhere Konzentrationen lagen für Limonen, α-Pinen und Hexanal
in der Teilgruppe Wohnräume vor.
Bei den Messungen in gelüfteten Räumen - Probenahme bei eingeschalteter Lüftungsanlage oder nach Nutzungssimulation - wurden
überwiegend niedrigere VOC-Konzentrationen festgestellt. Etwas niedrigere Konzentrationen konnten auch im Vergleich der Räume
mit Lüftungstechnik und manueller Lüftung in den Räumen mit technischer Lüftung gemessen werden. Wobei auch in Räumen mit
technischer Lüftung für einzelne Stoffe höhere Perzentilwerte als in der Gruppe mit manueller Lüftung auftraten.
Für einige Stoffe wie z.B. m,p-Xylol, 2,2,4,6,6-Pentamethylheptan und 2-Butanon ergab die Auswertung der Raumluftkonzentrationen
in Abhängigkeit von der Zeit nach Renovierung eine typische Abklingcharakteristik. Dagegen zeigte sich bei anderen Stoffen wie
z.B. Limonen und Formaldehyd kein Einfluss der Zeit nach Renovierung.
Eine Differenzierung der anlassbezogenen Messungen auf der Grundlage der Baualterklassen ergab für einige Stoffe deutliche
Unterschiede.
Die Styrolkonzentrationen waren in den Baualtersklassen "ab 2002" höher. Für Hexanal, α-Pinen und den TVOC wiesen neue Gebäude der
Baualtersklasse "ab 2007" die höchsten Perzentilwerte auf. Dagegen waren für Naphthalin die Perzentile P90 und P95 in den
Baualtersklassen "vor 1918" und "1919-1948" am höchsten. Für Formaldehyd wurden die niedrigsten Perzentile in der Gruppe
"2002 bis 2006" und die höchsten Konzentrationen in den Baualtersgruppen "1969 bis 1979" und "1959 bis 1968" gemessen.
Eine Gruppierung von Energieklassen unter Einbeziehung der Merkmale Baualterklasse, Modernisierung, Vorhandensein technischer Lüftung
und Passivhausstandard wurden für die Parameter TVOC und Formaldehyd erstellt.
Die Auswertung ergab für den TVOC höhere Perzentilwerte in den Teilgruppen "modernisierte Gebäude mit Fensterlüftung" und "Gebäude
ab 2007". Die TVOC-Werte waren in den Teilgruppen mit technischer Lüftung niedriger.
Für Formaldehyd traten die höchsten Perzentilwerte in der Teilgruppe "vor 2007 keine Modernisierung" auf. Die Unterschiede zwischen
modernisierten und nicht modernisierten Gebäuden waren hier geringer. Vergleichsweise hohe Konzentration wurden auch in der Teilgruppe
neue Gebäuden "ab 2007" (alle Gebäude, Fensterlüftung) gemessen. In den Teilgruppen mit technischer Lüftung wurden die
niedrigsten Konzentrationen gemessen.
Für den Teil B - Untersuchungen in ausgewählten, energieeffizienten Gebäuden - wurden statistische Auswertungen für verschiedene
Teilgruppen durchgeführt. Da hier neben chemischen Raumluftuntersuchungen auch die Bestimmung der Luftwechselrate durchgeführt
worden war und ein hoher Anteil an Gebäuden mit technischer Lüftung vorlag, galt den Einflussfaktoren Luftwechselrate und Art
der Lüftung auf die Konzentrationen der untersuchten VOC ein besonderes Interesse.
Auf der Grundlage einer kanonischen Korrespondenzanalyse unter Einbeziehung von 43 Stoffen und Gebäudemerkmalen erfolgte für die
Teilgruppe B eine Gewichtung möglicher Einflussfaktoren. Am stärksten unterschied sich die Zusammensetzung der Stoffe zwischen Schulen
und Wohngebäuden, gefolgt vom Einfluss der zeitlichen Komponente (erste und zweite Messung). Die Art der Lüftung hatte nur einen
untergeordneten Effekt auf die Zusammensetzung der Stoffe in der Luft.
Gegenüber der Gesamtauswertung der anlassbezogenen Messungen waren die Stoffkonzentrationen in der Teilgruppe B überwiegend
niedriger. Weiterhin waren - wie dies bereits bei den Vergleichen der Auswertung von anlassbezogenen Messdaten mit repräsentativen
Untersuchungen festgestellt wurde, die Spannweiten der oberen Perzentile deutlich niedriger.
Stoffspezifisch wurden auch hier Unterschiede ja nach Raumnutzung festgestellt. So waren in den Klassenräumen beispielsweise
die Konzentrationen für Formaldehyd und Benzothiazol höher als in den Wohnräumen. Ethylacetat und Limonen wurden in den
Wohnräumen in höheren Konzentrationen nachgewiesen.
Es wurden unterschiedliche Konzentrationsverteilungen für die Teilgruppen erste und zweite Messung sowie Winter und Sommer festgestellt.
Die erste Messung war in Mehrzahl der Fälle im Sommer durchgeführt worden. Die Konzentration für einige der untersuchten Terpene
(mit Ausnahme von Limonen), Aldehyde, insbesondere Formaldehyd, aber auch höhere Aldehyde wie Hexanal sowie Ketone, Ester und
Alkansäuren waren im Sommer höher. Auch die TVOC-Werte waren in dieser Gruppe deutlich höher.
Die Unterschiede zwischen den Stoffkonzentrationen in neuen Gebäuden und energetisch modernisierten Gebäuden waren vergleichsweise gering.
Die Objekte mit technischer Lüftung wiesen niedrigere TVOC- und Formaldehydkonzentrationen auf.
In den Räumen mit Fensterlüftung waren die LWR deutlich geringer als in den Räumen, die technisch belüftet wurden. Sie lagen in
den Räumen ohne Lüftungstechnik bei durchschnittlich 0,13 /h.
Die Bestimmung von VOC-Konzentrationen und Luftwechselraten ergab, dass bei ähnlich niedrigen Luftwechselraten häufig höhere
Stoffkonzentrationen bzw. eine höhere Streuung der Stoffkonzentrationen in Räumen mit Fensterlüftung im Vergleich zu Räumen mit
technischer Lüftung vorlagen.
Für einige Einzelstoffe wurde der Verlauf der Perzentilwerte für die anlassbezogenen Messungen über den Beobachtungszeitraum
von 2002 bis 2012 verfolgt. Für die Aromaten Toluol und Benzol setzte sich der abnehmende Trend, wenn auch schwächer, fort.
Dagegen war kein Rückgang bei den oberen Perzentilwerten für Styrol zu erkennen. Für Undekan war ein Konzentrationsrückgang
über die Beobachtungsjahre erkennbar.
Der Trend für das Vorkommen von halogenierten Kohlenwasserstoffen war deutlich rückläufig. So lagen beispielsweise für
1,1,1-Trichlorethan ab 2007 alle Perzentilwerte unterhalb der Bestimmungsgrenze. Von diesem allgemeinen Trend abweichend
wurden für Dichlorethan noch erhöhte Konzentrationen in Innenräume vorgefunden.
Für n-Butanol, α-Pinen und n-Hexanal konnte ebenfalls eher ein rückläufiger Trend festgestellt werden. Für Formaldehyd ergaben
sich gleichbleibend hohe Perzentilwerte. Für Benzaldehyd war insbesondere bei den oberen Perzentilen ein steigender Trend
festzustellen. Für den TVOC, der erst ab 2006 erhoben wurde, war bei den oberen Perzentilen ein ansteigender Trend zu
erkennen.
Allgemein waren die Schwankungen für die oberen Perzentile (P90, P95) häufig großer.
Der Vergleich der Messdaten mit toxikologisch abgeleiteten Richtwerten ergab die höchste Anzahl an Überschreibungen eines
Handlungswertes (entsprechend Richtwert II) für Formaldehyd. Insgesamt lagen 148 RW-II-Überschreitungen vor. In 87 Fällen
(4 % der anlassbezogenen Untersuchungen) wurde der Richtwert für Formaldehyd überschritten, in 40 Fällen der zum Zeitpunkt
der Messungen gültige Richtwert II für Naphthalin. Richtwert-I-Überschreitungen wurden in 737 Fällen vorgefunden, am
häufigsten für Naphthalin und Benzaldehyd.
Es wurden keine Richtwertüberschreitungen für das Flammschutzmittel Tris(2-chlorisopropyl)phosphat festgestellt.
Statistische Auswertungen anlassbezogener Innenraumuntersuchungen liefern wichtige Erkenntnisse über die Zusammensetzung
des Stoffspektrums und die Höhe der Belastungen in Innenräumen. Für dieses Vorhaben wurden Untersuchungsergebnisse aus
anlassbezogenen Innenraumuntersuchungen sowie gezielt vorgegebenen Untersuchungen für ein umfangreiches Substanzspektrum zeitnah
zur Verfügung gestellt und ausgewertet. Durch die im Rahmen des Forschungsvorhabens entwickelte Vorgehensweise wurde ein hohes
Qualitätsniveau der Daten sichergestellt.
Auch wenn für viele Einzelstoffe ein rückläufiger Trend der VOC-Konzentrationen in Innenräumen festzustellen ist, bleibt die
VOC-Summenbelastung in Innenräumen trotz der bereits ergriffenen Maßnahmen zur Minimierung der Produktemissionen weiterhin hoch.
In Einzelfällen traten sehr hohe Belastungen auf.
Im Zusammenhang mit den Bestrebungen, Energieeinsparungen weiter voranzutreiben, stellt daher die Optimierung der Raumluftqualität
und Energieeffizienz weiterhin eine Herausforderung dar. Auch wenn anhand von vielen Einzelbeispielen gezeigt werden konnte,
dass es sich hierbei keineswegs um gegensätzliche Ziele handelt, fehlt in der Baupraxis vielfach ein tieferes Verständnis für das
Zusammenwirken der wesentlichen und grundsätzlichen Einflussfaktoren.
Auf der Grundlage der Ergebnisse wurden Lösungswege auf verschiedenen Handlungsebenen zur Reduktion von VOC-Belastungen in
Innenräumen vorgestellt.
Die Datenbasis bietet umfangreiche Auswertungsmöglichkeiten, die im Rahmen dieses Vorhabens nur ansatzweise genutzt wurden.
Weitere, stärker differenzierende Auswertungen wären für die Nutzung der Ergebnisse in der Praxis wünschenswert.
Für die Anwendung statistischer Bewertungsgrundlagen müssen Häufigkeitsverteilungen ständig fortgeschrieben und die Analytik an
Neuentwicklungen angepasst werden. Die mit diesem Vorhaben gemachten Erfahrungen und die entwickelte Struktur für die Datenaufnahme
ermöglichen eine Fortsetzung des Vorhabens und die regelmäßige Aktualisierung der Daten.
© AGÖF Stand: 01.10.2015