Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von unserem Mitgliedsinstitut ARGUK-Umweltlabor in Oberursel zur Verfügung gestellt, Autoren: Wigbert Maraun und Herbert Obenland.
Im Hausstaub-Ökosystem spielen besonders Arten der Gattung Dermatophagoides
sp. eine bedeutende Rolle bei der Produktion des Hausstauballergens. Die
hauptsächlichen Allergenquellen im Haus sind Orte, an denen Milben günstige
Lebensbedingungen vorfinden. Dieses sind in erster Linie Matratzen und
Bettmaterialien, aber auch Polstermöbel und Teppiche bzw. Teppichböden.
Nahezu 10% der Allergiker in Mitteleuropa leiden an einer Allergie gegenüber
Hausstaub bzw. Hausstaubmilben. Symptome dieser Erkrankung sind allergisches
Asthma, Heufieber, atopische Dermatitis, Rhinitis und Konjunktivitis. Eine
Allergenkarenz bietet für den Milbenallergiker eine Möglichkeit, ohne weitere
Medikamente symptomfrei zu leben. Um eine Sanierung effektiv durchführen zu
können, muss man das Ökosystem Hausstaub genau kennen. Nur wer die biologischen
Zusammenhänge kennt, die zur Vermehrung von Milben im Hausstaub und damit zur
Produktion von Milbenallergenen führen, kann ihre Entstehung durch gezielte
Eingriffe unterbinden.
Milben sind meistens unter 0,5 mm groß und leben in Futter- und Nahrungsmitteln
und im Hausstaub von Polstermöbeln, Matratzen und Teppichböden. Hausstaub aus
Matratzen und Polstergarnituren enthält zum größten Teil menschliche Hautschuppen,
die täglich in großen Mengen abgegeben werden. Sie stellen die hauptsächliche
Nahrungsquelle der hier lebenden Milben dar. In Mitteleuropa ist Dermatophagoides
sp. die häufigste Gattung und macht bis zu 90% aller hier lebenden Milben aus.
Milben sind in starkem Maße von der relativen Luftfeuchtigkeit der sie umgebenden
Luft abhängig. Dermatophagoides pteronyssinus und D. farinae können bereits bei
einer relativen Feuchte von 55 bis 65% und einer Temperatur von 25°C überleben.
Eine Vermehrung findet jedoch erst ab 60% relativer Luftfeuchtigkeit statt.
Menschliche Hautschuppen sind die wesentlichen Nahrungsquellen der im Staub von
Matratzen lebenden Milben. Die Milben können diese aber nicht direkt verwerten.
Xerophile, d. h. die Trockenheit liebende Aspergillus-Arten sind für die
Vorverdauung der fetthaltigen Hautschuppen notwendig. Die Pilze
(Aspergillus&bpsp;repens) können bereits bei einer Luftfeuchtigkeit von 60%
wachsen. Sie leben in einer Symbiose mit den Milben. Die Pilze verdauen die
fetthaltigen Hautschuppen, bilden dabei Vitamine, und die Milben nehmen die
Pilze in ihren Darm auf, wo sie geschützt und in feuchterem Milieu weiter
wachsen können.
Im Winter werden unsere Wohnungen geheizt. Die Heizung senkt über die Erhöhung
der Temperatur die relative Feuchte. Mit Beginn der Heizperiode sterben daher
die meisten Milben ab, da die relative Feuchte unter 60% sinkt. Nur in
Reliktbiotopen (Matratze, Polster) können einige Tiere überleben, um dann im
folgenden Frühjahr einen neuen Vermehrungszyklus zu beginnen. Hier wird während
des Schlafes von uns täglich Feuchtigkeit zugeführt. Die Empfindlichkeit der
Hausstaubmilben gegenüber trockener Luft begrenzt also ihr Vorkommen im Winter.
Je niedriger die Außentemperatur im Winter ist, um so geringer ist die relative
Feuchte der Raumluft und damit auch die Milbenzahl. Das trifft insbesondere
im Hochgebirge und in subarktischen Zonen zu. Die strengen und langen Winter
trocknen in diesen Regionen die Wohnungen derartig aus, dass keine Milben
überleben können. In den Mittelgebirgen und im Flachland können Milben den
Winter überdauern und sind mit saisonalen Schwankungen anzutreffen.
Das Biotop für die Milben ist das Bett. Hier konnten etwa 66% aller im Haus
lebenden Milben festgestellt werden. Die Hälfte davon entfällt auf die
Matratzen und der Rest auf Oberbetten, Matratzenabdeckungen und Decken. An
zweiter Stelle stehen die Polstermöbel, in denen immerhin noch etwa 20%
nachgewiesen werden konnten. In den Teppichböden konnten im Schlafzimmer nur
etwa 4% und im Wohnzimmer etwa 10% isoliert werden. Die Milben im Teppichboden
sind zum Großteil vermutlich Tiere, die aus Matratzen und Polstermöbeln
ausgewandert sind und hier häufig verenden. Ein Kontaminationsrisiko geht
also in erster Linie in Wohnungen von den Matratzen und Polstermöbeln und
nicht von den Bodenbelägen aus.
Eine Allergensanierung im häuslichen Bereich ist nur dann wirksam, wenn über
einen längeren Zeitraum die für den Allergiker relevanten Stoffe so niedrig
gehalten werden, dass er sich beschwerdefrei im Haus aufhalten kann. Als
Sanierungsmaßnahme wird vorgeschlagen, alle Teppichböden, Matratzen und
Polstergarnituren aus Naturfasern zu entfernen und möglichst staubarm zu leben.
Da die Luftfeuchtigkeit im Winter das Vorkommen der Milben und damit der
Allergene in entscheidendem Maße beeinflusst, sollte ein Eingriff in den
Feuchtehaushalt einer Wohnung das Problem einer Allergenentwicklung gar nicht
erst aufkommen lassen. Die wirksamsten Komponenten, die die Luftfeuchtigkeit
in Innenräumen beeinflussen, sind Heizung und Lüftung. Neben der Heizung, die
durch Erwärmung der Luft die relative Feuchte vermindert, kann eine Lüftungsanlage
die absolute Feuchtigkeit in der Luft senken. Eine Milbenreduzierung ist nur
zu erreichen, wenn die relative Feuchtigkeit 50 % nicht überschreitet. Es konnte
gezeigt werden, dass bei Unterschreiten dieser Grenzfeuchtigkeit im Winter
eine 80%ige Milbenreduzierung erreichbar ist. Mit dieser Milbenreduktion ist
eine deutliche Besserung der Patienten zu beobachten. Falls Matratzen,
Polstermöbel, Teppichböden oder andere Objekte von Milben besiedelt sind,
müssen diese bekämpft werden. Dies kann durch die Entfernung der entsprechenden
Gegenstände geschehen. Doch sind solch radikale Sanierungen oft nur für eine
kurze Zeit erfolgreich, da die neuen Objekte schnell wieder von Milben besiedelt
werden können oder nicht alle kontaminierten Teile entfernt wurden.
Milben bevorzugen eine Temperatur um 25°C. Jedoch können sie selbst
Temperaturen von 60°C eine Stunde lang überleben. Bei höheren Temperaturen
sinkt die Überlebensrate und -zeit stark ab. Es ist daher möglich, durch
Waschen textile Objekte zu sanieren. Bei 60°C konnten Hausstaubmilben zu 94%
und Vorratsmilben zu 90% entfernt werden. Jedoch sollte man bedenken, dass 60°C
im allgemeinen bei einer handelsüblichen Waschmaschine nicht ausreichen, da
die Temperatur nur 25 min lang aufrechterhalten wird. In einer Sauna können die
in den Matratzen lebenden Milben abgetötet werden. Kälte überstehen Milben recht
gut. Zur Sanierung sind Kälteverfahren also nicht geeignet. Milben können auch
mechanisch durch Staubsaugen entfernt werden. Dies ist immer noch die klassische
Methode der Staubgewinnung zur Milbenuntersuchung. Zur Sanierung, d.h. zur
vollständigen Entfernung von Milben, ist alleiniges Staubsaugen jedoch kein
probates Mittel.
Eine wirksame Allergensanierung im Haushalt erfordert neben der Bekämpfung
der lebenden Hausstaubmilben auch die Entfernung der allergenhaltigen
Exkremente. Der größte Teil der wirksamen Allergene liegt nämlich nicht im
Milbenkörper, sondern in den Kotbällchen der Milben vor, und zwar zu mehr
als 95%. Eine Allergensanierung sollte daher in Zusammenhang mit einer
Grundreinigung vorgenommen werden. Sprüh-Extraktionen haben sich hier als
sehr wirkungsvoll erwiesen. Eine Kombination aus gründlicher Reinigung und
einem natürlich wirkenden Milbenmittel bietet dem Allergiker die Möglichkeit,
eine wirksame Allergenkarenz einzuhalten, beispielsweise mit Milbiol.
© AGÖF / Verfasser: Wigbert Maraun und Herbert Obenland / ARGUK
Internet: www.arguk-umweltlabor.de,
Stand: August 2003