Bei den Insektiziden ist zu unterscheiden zwischen aktuellen Wirkstoffe und
den mittlerweile weltweit geächteten chlororganischen Wirkstoffen wie DDT oder
Dieldrin, die überwiegend nur noch ein Altlastenproblem sind.
Expositionssituationen mit diesen Substanzen sind vor allem aus ehemals von
amerikanischen Streitkräften genutzten Gebäuden bekannt. Darüber hinaus können
Importartikel aus der dritten Welt wie Teppiche etc. noch immer mit diesen
Mitteln behandelt und kontaminiert sein.
Aktuelle Wirkstoffe sind die in den 80er Jahren als "natürliche"
Wirkstoffe eingeführten und umworbenen Pyrethrine und Pyrethroide. Während
Pyrethrine wie Pyrethrum, ein natürlicher Wirkstoff, der aus Chrysanthemenblüten
extrahiert wird, auch im Innenraum einem relativ schnellen Abbau unterliegen,
führt ein Einsatz synthetischer Pyrethroide wie Permethrin oder Deltamethrin
hier zu jahrelang anhaltenden Belastungen. Als Wirkungsverstärker für Pyrethroide
wird bei insektenbekämpfenden Mitteln in der Regel Piperonylbutoxid eingesetzt,
dass den Abbau der Pyrethroide im Körper hemmt.1
Eine chronische Pyrethroidbelastung kann das Nervensystem schädigen. Bekannte
Symptome sind Parästhesien, Hautbrennen, Juckreiz, Taubheitsgefühl, Kopfschmerzen,
Schwindel, Übelkeit, Abgeschlagenheit, depressive Zustände oder eine
Überempfindlichkeit der Atemwege. Es wird auch berichtet, dass Hautkontakt mit
diesen Verbindungen zu allergischen Reaktionen führen kann. Es gibt Hinweise
darauf, dass für schlecht eingestellte Diabetiker ein erhöhtes Risiko besteht,
eine pyrethroid-bedingte Symptomatik zu entwickeln.
Weitere aktuell eingesetzte Wirkstoffe sind Propoxur oder Chlorpyrifos, die als
Insektizid in Sprays und Köderdosen eingesetzt werden. 2/3 Der Einsatz
dieser Organophosphate wird mit dem Auftreten von neuropsychologischen
Verhaltensschäden in Zusammenhang gebracht.4
Seit den 80er Jahren wird insbesondere das Pyrethroid Permethrin als
Mottenschutzmittel für textile Bodenbeläge aus Wolle verwendet. Während die
Teppichindustrie davon ausgeht, dass das Permethrin an die Teppichfasern fest
gebunden ist, treten im Hausstaub von Gebäuden, in denen behandelte Teppiche
verlegt sind, deutlich erhöhte Gehalte auf. Das ehemalige Bundesgesundheitsamt
hat einen Richtwert von 1 mg Pyrethroide/ kg Hausstaub benannt. Dieser Wert
sollte aus Vorsorgegründen nach Anwendung solcher Mittel in Innenräumen nicht
überschritten werden.
1Verein für Umwelt- und Arbeitsschutz u. Bremer Umweltinstitut
(Hrsg.) Pyrethroide, Pestizide in Innenräumen, Eigenverlag, Bremen 1995.
2J. Dullin, B. Neukirchen und Sandra Liedtke: Produktinformationen
von Endverbraucherprodukten zur Schädlingsabwehr und -bekämpfung - Ergebnisse
eines Marktchecks, in: Umwelt, Gebäude & Gesundheit, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft
ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF), Springe-Eldagsen 2001.
3N. Weis u. P. Stolz: Belastung durch Dichlorvos-Insektenstrips -
Herleitung eines Orientierungswertes für die Innenraumluft, in: Gebäudestandard
2000: Energie & Raumluftqualität, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft ökologischer
Forschungsinstitute (AGÖF), Springe-Eldagsen 1998.
4K. Kilburn: Innenraumanwendung von Organophosphaten und
neuropsycholische Verhaltensschäden in: umwelt medizin gesellschaft 14
2/2001.
© AGÖF / Verfasser: Jörg Thumulla / AnBUS /
Internet: www.anbus.de,
Stand: Juli 2003