Polychlorierte Biphenyle (PCB) stellen eine Substanzgruppe von 209
möglichen Einzelverbindungen (Kongenere) dar. Es handelt sich je nach
Chlorierungsgrad ( 1 bis 10 Chloratome pro Biphenyl) um flüssige bis
feste Gemische. Dampfdruck und Wasserlöslichkeit der PCB-Mischungen sind
gering und nehmen mit steigendem ben;
Schmiermittel; Beschichtung von Transparent- und Durchschlagpapier; Zusatzstoff
in Klebstoffen und Kitten; Zusatz zu Insektiziden zur VChlorgehalt ab. PCB sind gegen starke Säuren
und Laugen sowie viele andere Chemikalien stabil. Sie besitzen eine hohe
Viskosität und eine gut Wärmeleitfähigkeit. Sie sind schwer entflammbar und
ihre elektrische Leitfähigkeit ist äußerst gering. Die günstigen
physikalisch-chemischen Eigenschaften machten PCB bereits seit den 30er
Jahren zu einem vielseitigen Industrieprodukt.
Folgende Anwendungsbereiche liegen für offene Systeme (PCB stehen in
direktem Kontakt zur Umwelt) vor: Weichmacher für Lacke, Harze und Kunststoffe;
Imprägnier- und Flammschutzmittel für Papier, Gewebe und Imprägnierfarerlängerung der
Wirkdauer. Die Hauptanwendung PCB-haltiger Fugenmassen im Betonfertigbau fand
zwischen 1955 und 1975 statt. Das Verwendungsmaximum lag zwischen 1964 und 1972.
Anwendungsbereiche in sog. geschlossenen Systemen (PCB sind durch eine Gehäuse
gegenüber der Umwelt abgeschottet) sind: Isolier- und Kühlflüssigkeit für
Transformatoren und Gleichrichter; Hydraulikflüssigkeit in Hubwerkzeugen (vor
allem im Bergbau); Zusatzdielektrikum in Starkstromkondensatoren;
Wärmeüberträgerflüssigkeit in Kühlsystemen und Radiatoren. Bis etwa 1981 - 83
enthielten nahezu alle Kleinkondensatoren als Elektroisolierflüssigkeit
PCB.1
Die Verwendung von PCB wurde 1978 auf sog. geschlossenen Systeme beschränkt.
Die Produktion von PCB wurde in der BRD 1982 eingestellt. Die maßgebliche
gesetzliche Regelung ist die PCB-Verbotsverordnung von 19892.
Kontaminationen der Raumluft sind in der Mehrzahl auf PCB-haltige Fugenmassen,
PCB-haltige Anstriche oder Leckagen PCB-haltiger Kondensatoren zurückzuführen.
PCB sind aufgrund ihres weltweiten Einsatzes und ihrer Stabilität, wie andere
chlororganische Verbindungen ubiquitär vorhanden. Die hohe Beständigkeit und
Fettlöslichkeit führt zu einer Anreicherung im Körper. Im Vordergrund
chronischer Gesundheitsschäden stehen Schädigungen des Nerven- und des
Immunsystems sowie das reproduktionstoxische Potential.
PCB werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in der MAK-Liste3
hinsichtlich ihrer Kanzerogenität in die Kategorie 3B eingeordnet. Zu dieser
Kategorie gehören Stoffe, für die Anhaltspunkte für eine krebserzeugende
Wirkung vorliegen, die jedoch für die Einstufung in eine andere Kategorie nicht
ausreichen. Die Einstufung ist vorläufig. Zur endgültigen Entscheidung sind
weitere Untersuchungen notwendig. PCB können über die Haut aufgenommen werden.
Es besteht der Verdacht auf hormonähnliche Wirkung.
PCB können aus Baustoffen und Bauteilen ausgasen und zu hohen Raumluftbelastungen
führen. Sie reichern sich in anderen Materialien an und bilden Sekundärquellen.
PCB enthalten herstellungsbedingt Polychlordibenzodioxine (PCDD) und
Polychlordibenzofurane (PCDF). Der Gehalt der Verunreinigungen und die Toxizität
der PCB steigen mit zunehmendem Chlorgehalt.4 Bei Verbrennungsprozessen
und starker Erhitzung entstehen Polychlordibenzodioxine (PCDD) und
Polychlordibenzofurane (PCDF).
1Friege H., Nagel R.1982. BUNDinformatiom 21, Umweltgift PCB,
Freiburg
2Verbotsverordnung vom 18.07.1989, seit 14.10.1993 durch die
Chemikalien-Verbotsverordnung geregelt
3Deutsche Forschungsgemeinschaft. 2002. MAK- und BAT-Werte-Liste
2002, Mitteilung 38, Weinheim
4Zwiener G. 1997. Handbuch Gebäude-Schadstoffe, Köln
© AGÖF / Verfasserin: Dr. Heidrun Hofmann
Büro für Umwelt, Gesundheit
und Raumlufthygiene / Email:
H.Hofmann.BUGR@t-online.de,
Stand: September 2002